Warum sich ein polnischer Anwalt (meist) nicht über arbeitsrechtliche Mandate freut.

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Warum sich ein polnischer Anwalt nicht über arbeitsrechtliche Mandate freut.

Man kann wohl grundsätzlich sagen, dass sich arbeitsrechtliche Mandante, vor allen natürlich Kündigungschutzklagen und Lohnklagen in Deutschland nicht nur für den Mandanten, sondern auch für den beauftragten Rechtsanwalt lohnen. Von daher ist der Markt auch dementsprechend umkämpft. Böse Zungen behaupten sogar, dass es Anwälte in Deutschland gibt, die versuchen Mandate über ihren Blog zu bekommen (gibs denn sowas).

In Polen sieht die Sachlage etwas anders aus. Mein polnischer Kollege in der Kanzlei in Stettin zieht die Augenbrauen hoch, wenn er hört, dass jemand freiwillig eine Vertretung im Arbeitsgerichtsverfahren übernimmt. In Polen scheuen sich die Anwälte (adwokaci) vor diesen Mandanten, da im Normalfall aufgrund der geringen Streitwerte sich die Fälle nicht lohnen. Die Mandanten stehen aber trotzdem „nicht im Regen“, da sich letztendlich dann doch jemand des Falles erbarmt (häufig übernehmen Rechtsberater radcy prawny„) dann die Mandante. Diese sind in vielen Firmen angestellt (die Anstellung von Rechtsanwälten ist in Polen aber verboten).

Mehr zum Thema polnisches Arbeitsrecht finden Sie unter Rechtsanwalt Polen.

 

Rechtsanwalt A. Martin Berlin
Rechtsanwalt A. Martin Berlin

2 Gedanken zu „Warum sich ein polnischer Anwalt (meist) nicht über arbeitsrechtliche Mandate freut.

    egal sagte:
    18. Mai 2009 um 13:08

    Durchaus interessanter Blick über die Grenze. Wie ist denn so die Meinung über diese Rechtsberater? Welche Qualifikation haben sie bzw. sind diese mit Gewerkschaftssekretären zu vergleichen?

      rechtsanwaltarbeitsrechtberlin geantwortet:
      18. Mai 2009 um 16:32

      Die polnischen Rechtsberater haben eigentlich die gleiche Qualifikation, wie die „normalen“ Rechtsanwälte in Polen. Die Unterscheidung macht aus heutiger Sicht kaum noch Sinn. Früher (im Sozialismus) waren die Rechtsberater mehr auf Wirtschaftssachen spezialisiert und waren überwiegend als Angestellte in Firmen tätig. Sie durften keine Straf- und Familiensachen machen. Heute gibt es kaum noch Unterschiede, was die Berechtigung zur Vertretung angeht. Man kann auch nicht sagen, dass die polnischen Rechtsberater schlechtere oder weniger qualifizierte Juristen sind. Die Ausbildung dauert fast so lange (Referendariat 3 Jahre!). Es gibt aber immer noch Unterschiede. So können die Rechtsberater weiter als Angestellte tätig sein, während es grundsätzlich verboten ist einen polnischen Rechtsanwalt anzustellen. Auch gilt in Polen noch in Bezug auf die Rechtsanwälte ein grundsätzliches Werbeverbot (wie in Deutschland vor 10 Jahren – Kanzleischild + Eröffnungsanzeige in der Zeitung, das war´s). Die Rechtsberater dürfen sachlich werben.

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