Probearbeitsverhältnis

Ausschluss der Vergütungspflicht für die Probezeit zulässig?

Gepostet am Aktualisiert am


Häufig wird zwischen Arbeitnehmer und  Arbeitgeber eine Probezeit im Arbeitsverhältnis, meistens für die ersten 6 Monate, vereinbart. Während dieser Probezeit können sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis mit kürzerer Frist (2 Wochen tatggenau) kündigen.

 Probezeit vs. Praktikum

Manchmal meinen Arbeitgeber, dass der Arbeitnehmer während der Probezeit weniger bzw. gar keine Lohn bekommen sollte, da er ja eingearbeitet werden müsste. Dem ist nicht so. Die Probezeit ist kein Praktikum, der Arbeitnehmer erbringt während der Probezeit seine Arbeitsleistung und diese ist zu vergüten.

 Vereinbarung über Ausschluss der Lohnzahlung in der Probezeit

Eine Vereinbarung, wonach der Arbeitslohn während der Probezeit ausgeschlossen ist und erst nach Bestehen der Probezeit eine Zahlung erfolgen soll, ist sittenwidrig. Dies gilt selbst dann, wenn die Probezeit nur sehr kurz ist, wie zum Beispiel nur  14 Tage.

 Entscheidung des LAG Köln

Das Landesarbeitsgericht Köln (Urteil vom 18. März 1998 – 8 Sa 1626/97) hatte über einen solchen Fall zu entscheiden.

Der Arbeitgeber schloss mit dem Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag, der als „vorläufiger Arbeitsvertrag“ bezeichnet wurde. Danach wurde er als Kraftfahrer eingestellt. Die Probezeit betrug 14 Tage. Weiter wurde vereinbart, dass der Arbeitnehmer nur dann einen Anspruch auf Arbeitsvergütung haben sollte, wenn nach der Probezeit ein endgültiger Arbeitsvertrag geschlossen werden würde.

kein Einfühlungsverhältnis

Das LAG sah in dieser Vereinbarung nicht ein so genanntes Einfühlungsverhältnis, wonach der potentiell aufgenommene Arbeitnehmer während einer so genannten Einfühlungsphase keine Pflichten übernimmt (dann wäre keine Vergütung geschuldet). Vielmehr ging das Landesarbeitsgericht davon aus, dass hier ein Arbeitsverhältnis vorlag. Dies insbesondere deshalb, da der Arbeitnehmer dem Weisungen des Arbeitgebers unterworfen war.

 Vereinbarung über Lohnverzicht ist sittenwidrig

Weiter ging das Landesarbeitsgericht Köln davon aus, dass die Vereinbarung über die Lohnverzicht in der Probezeit sittenwidrig und damit nichtig war. Leistung und Gegenleistung standen im auffälligen Missverhältnis. Obwohl der Arbeitnehmer als Kraftfahrer verpflichtet war seine Arbeitsleistung zu erbringen, sollte ihm nur für den Fall des Bestehens der Probezeit ein Lohnzahlungsanspruch zustehen. Im übrigen war dies (der Eintritt dieser Bedingung) allein vom Arbeitgeber abhängig. Das LAG ging auch davon aus, dass der Arbeitgeber hier auch subjektiv die Sittenwidrig  kannte und gezielt die Unerfahrenheit des Arbeitnehmers ausnutzte.

 Zahlungspflicht des Arbeitgebers

Aufgrund der Nichtigkeit der Vergütungsabrede war der Arbeitgeber verpflichtet dem Arbeitnehmer eine angemessene Vergütung für den Erprobungszeitraum zu gewähren.

RA A. Martin

Was ist ein Einfühlungsverhältnis?

Gepostet am


Was ist ein Einfühlungsverhältnis?

Den Begriff „Probearbeitszeitverhältnis“ haben viele Arbeitnehmer schon einmal gehört, aber was ist ein sog. „Einfühlungsverhältnis“?

Probearbeitszeitverhältnis

Bei einem Probearbeitszeitverhältnis handelt es sich um ein echtes Arbeitsverhältnis. Der Arbeitnehmer wird hier – obwohl eine Probezeit vereinbart ist – bereits, wie ein Arbeitnehmer, beschäftigt mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Er hat einen Lohnzahlungsanspruch gegen demArbeitgeber.

Einfühlungsverhältnis

Anders ist aber die Situation beim sog. Einfühlungsverhältnis. Beim Einfühlungsverhältnis liegt noch kein „richtiges“ Arbeitsverhältnis vor. Der „Arbeitnehmer“ wird langsam an das Arbeitsverhältnis herangeführt. Es besteht noch kein Lohnzahlungsanspruch. Der „Arbeitnehmer“ soll hier faktisch angelernt werden. Vergleichbar ist das sog. Einfühlungsverhältnis mit einem unbezahlten Praktikum.

– Rechtsanwalt Arbeitsrecht Berlin – Anwalt Berlin –

Achtung: Der Arbeitnehmer kann aber schon dann – auch wenn dies nicht so vereinbart wurde – einen Anspruch auf den vollen Arbeitslohn haben, wenn er gar nicht angelernt wird, sondern die Pflichten eines Arbeitnehmers hat und faktisch die Arbeit eines Arbeitnehmers verrichtet. Ich verweise dazu auf meinen Beitrag „Praktikanten können einen Anspruch auf Arbeitsvergütung haben.“.

Die Rechtsprechung hält die Einfühlungsverhältnisse als unbezahlte Kennenlernphase für zulässig.

Anwalt Arbeitsrecht Berlin- A. Martin